“Wir haben ein Verteilungsproblem”, sagen manche zu Recht. Meinen Gehälter, Einkommen und Vermögen. “Die Manager” verdienen zu viel, “die Lokführer”, “die Briefträger” zu wenig. Diskutiert wird die Rolle des Gesetzgebers, ob er einen Rahmen vorgeben sollte oder könnte. Eine Vereinbarung würde Obergrenzen und Mindestansprüche beinhalten, die Welt wäre einfach, die Entlohnung im Rahmen.

Aber der einfache Weg mit dem einfachen Katalog ist Wunsch, nicht von dieser Welt. Von oben herab und von aussen wird es nichts. Noch fehlen Kriterien für die faire Entlohnung von Managern, kennt keiner ein objektiv angemessenes Salär für Fußballspieler, Rennfahrer, Fotografen oder Sternchen. Steamtalks hat einen Vorschlag.

Ein Manager kann durchaus gutes Geld verdienen, kann sein gut verdientes Geld blendend anlegen, Aktien der eigenen Firma kaufen, halten und noch mehr kaufen. Durch die klugen strategischen Entscheidungen steigt der Aktienkurs - und für die richtigen Geschäfte wurden sie ja engagiert, die Manager. Über die erworbenen Aktien, die Kursentwicklung partizipiert der Vorstandsvorsitzende prozentual wie der Pförtner am Unternehmenserfolg. Aber der CEO ist kein Eigentümer, haftet nicht, hat nichts erfunden, keine Patente, hat kein privates Vermögen in den Aufbau der Firma investiert, trägt das Risiko eines Auflösungsvertrag; wenig Risiko, aktuell aber viel Profit. Ein Mitarbeiter also ist er, der Manager, nur exponierter als andere. Vielleicht sollte es in der Wirtschaft zugehen wie im Restaurant: Das Trinkgeld teilen sich Kellner und Koch, denn der Eine ist wenig ohne den Anderen.

Innen ist der Aufsichtsrat. Der konnte es schon immer richten, kontrolliert den Vorstand und unterschreibt die Vorstandsverträge. Aber Aufsichtsräte konnten sich augenscheinlich den Gehaltsfantasien nicht entziehen. “Zwischen” Gesetzgeber und Aufsichtsrat ist der Markt. Der Markt muss es richten. Die Marktteilnehmer, die Aktionäre, die Eigentümer, die einen Wert schwinden sehen und ein Machtwort sprechen. Exorbitante Gehälter - egal ob Pförtner oder CEO - sind inakzeptabel, schmälern den Gewinn, mindern die Rücklagen, trocknen den Investitionsspielraum für Forschung und Entwicklung aus, verspielen die Zukunft.

Aber wie hoch ist angemessen? Analogien sind hilfreich. Wer strategische Entscheidungen trifft, trägt Verantwortung und sollte überlegt handeln. Das ist so in der Wirtschaft, in der Medizin, in der Politik. Ein Chirurg, ein Bundesminister, ein Ministerpräsident, die Bundeskanzlerin, alle tragen ein enormes Mass an Verantwortung. Ihr Gehalt ist eine mögliche und gesellschaftlich akzeptierte Entlohnung für eine verantwortungsvolle berufliche Aufgabe verbunden mit extremem persönlichen Engagement. Wieviel verdient eigentlich ein Bundeskanzler? “Der Bundeskanzler erhält ein Grundgehalt, das nach § 11 des Bundesministergesetzes dem Fünfdrittelfachen des Grundgehalts der Besoldungsgruppe B 11 entspricht.” 2004 wären das 220.000 Euro gewesen. Wenn die Bundeskanzlerin heute inklusive der Zuschläge vielleicht 25.000 Euro pro Monat verdient, dann ist das eine relevante Orientierung. Ist die Verantwortung und die Arbeitsbelastung des CEOs eines börsennotierten multinationalen Unternehmens vergleichbar mit der einer Bundeskanzlerin, eines Außenministers?

Ist es angemessen, wenn ein Vorstandsvorsitzender mit 12 Mio. Euro Jahreseinkommen, das vierzigfache Monatseinkommen einer Regierungschefin erhält? Der Aktionär hat es in der Hand dies nachhaltig zu verneinen. Alleine allerdings ist er wenig mächtig, erst organisiert ist der Aktionär auch Dompteur. Die Organisation fehlt, noch. Das ist nicht neu. 1970 war die Stimme der Umwelt leise; heute ist sie laut und resolut. Greenpeace beklagte 2006 die ungenügende Recyclingstrategie von Apple, entwarf eine GreenMyApple-Kampagne - ganz ohne Schlauchboot oder Schornsteinbesetzung: I love my iPod but can we lose the iWaste? Am 2. Mai 2007 ist Greenpeace erfolgreich und Steve Jobs schreibt einen Offenen Brief, gelobt Besserung: A Greener Apple. Vielleicht wollte er, ganz bestimmt musste er reagieren: Eine erfolgreiche und schicke Digital_Lifestyle_Marke kann nicht gleichzeitig ein Umweltsünder sein.

Fairness in der Finanzwelt braucht eine organisierte Stimme, die von anderen Aktionären gehört wird, die dann auch die Börse nicht überhören kann. Der Aktionär, die Fairness braucht Financepeace: Für eine faire Verteilung, für gut verdientes Geld, für sozialen Frieden. Und wie kann Einfluss genommen werden? Durch den organisierten, gleichzeitigen, öffentlichen, lauten und massiven Verkauf von Aktien. Bedrohend für den Kurs. Immer wenn Vorstände das Zig-Vielfache einer Bundeskanzlerin verdienen, sollte der Geduldsfaden reissen, sollten Aktien verkauft werden. Man bräuchte ein Exempel.

Und so könnte der Markt es wieder richten. Financepeace gibt Fairness eine Stimme.

(Aktuell konnte ich keinen Server für financepeace finden. Google fragt: meinten Sie financepage?)

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7 Antworten zu “Financepeace für Manager”
  1. glück auf! - andreas sein weblog » Blog Archive » Links vom 12.12.2007 (del.icio.us) sagt:

    […] Financepeace für Manager - Reinhard von Steamtalks macht sich interessante Gedanken darüber, wie eine faire (gerechte) Managergehäler aussehen könnten […]

  2. Vervous Nreck sagt:

    Schöner Artikel.
    Mein Senf: Es wird so getan, als ginge es zwischen Aufsichtsrat und Vorstandschef mit “rechten Dingen” zu, als gäbe es hier so etwas wie einen freien Markt, also Nachfrage und Angebot. Etwa so wie im Fußball oder Tennis. Das ist falsch. Im Sport wird insoweit nicht gemauschelt. Die Tore müssen vom Spieler persönlich geschossen werden. Keine Tore, kein Geld. In den Unternehmen wird jemand (mit oftmals sehr bescheidenen “Grundqualifikationen”) letztlich durch Beziehungen in eine Position gehieft, die von vornherein, d.h. unabhängig von Leistungen, unanständig (hoch) bezahlt wird. Und er musste auch vorher keine Tore schießen. Seine Gegenleistung: “Berücksichtigung bei der Auftragsvergabe, Einstellung etc.”.

    Ergebnis: Es ist eine Clique und da letztlich betrügerisch vorgegangen wird, darf man auch sagen: eine Mafia.

    Es handelt sich um eine selbsternannte, skrupellose Elite, die wie auch Ex-Kanzler Kohl, letztlich sogar öffentlich zu ihrem rechtswidrigem Handeln steht, wenn sie denn mal erwischt werden. Ackermanns und Essers Verhalten wurde vom Bundesgerichtshof im Urteilstext als “Verschwendung” anvertrauter Gelder beschrieben. “V” wie victory.

  3. Vervous Nreck sagt:

    Passendes Zitat, finde ich, aus dem Spiegel vom 11.3.08:

    >
    Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,540463,00.html

  4. denizli tıkanık açma sagt:

    Denizli’de tıkanıklık açma işlemleri, eğitimli ve deneyimli ekipler tarafından gerçekleştirilir.

  5. denizli kanal açma sagt:

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